Angst vor SpritzenSchon seit früher Kindheit habe ich Angst vor Spritzen und keiner weiß warum.
Meine Eltern haben mir erzählt, dass ich etwa eine Stunde nach meiner Geburt von meiner Mutter weg musste und in die Kinderklinik kam. Eine Woche lang wurde mir jeden Tag Blut abgenommen und ich bekam Infusionen über eine Nadel im Kopf. Vielleicht hat es ja damit zu tun.
Ein paar Jahre später, etwa mit vier, war ich beim Kinderarzt zur Vorsorgeuntersuchung. Ich sollte auch geimpft werden, was wir aber vorher nicht wussten. Ich war überhaupt nicht darauf vorbereitet und wurde richtig hysterisch. Meine Mutter und eine Arzthelferin haben mich festgehalten, damit der Arzt mich impfen konnte. Jede weitere Impfung in den Jahren danach musste sehr gut vorbereitet werden.
Vor gut einem Jahr wurden mir die Weisheitszähne entfernt. Vor der OP hatte ich keine Angst, nur vor der Spritze zur Narkose. Als ich auf dem OP-Stuhl saß und schon, bevor die Arzthelferin mir die Braunüle in die Hand stach, wurde mir ganz schlecht. Ich musste es aber über mich ergehen lassen. Zum Glück war beim Aufwachen die Nadel schon gezogen.
Meine Mutter hat sich oft mit Iris über ihre Arbeit in der Traumahilfe unterhalten.
So haben wir im August einen Termin mit ihr ausgemacht. Ich habe mich entspannt hingelegt und Iris hat ganz ruhig mit mir gesprochen. Ich erinnerte mich an die Schmerzen durch die Spritzen, als wenn ich es noch einmal erleben würde. Iris hat auch immer wieder gesagt, dass ich mich daran erinnern soll. So hat sie mich Stück für Stück in meine Kindheit geschickt bis zu dem Punkt von der Impfung beim Kinderarzt.
Weiter bin ich nicht gekommen. Nachdem ich das voll durchlebt hatte, hat sie mich „zurückgeholt“.
Ich habe eine Weile gebraucht, um wieder in die Gegenwart zu kommen. Danach konnte ich eine Spritze berühren und sogar mit der Nadel über meinen Arm fahren ohne in Panik zu geraten. Jetzt, ein paar Wochen später, merke ich aber, dass meine Angst nicht mehr dramatisch aber auch noch nicht ganz weg ist und ich werde noch mal einen Termin mit Iris machen, um ganz angstfrei zu werden.
Jan-Patrick (16), Kirchhain, Nov ’06
Inzwischen habe ich die zweite Sitzung hinter mir. Dieses Mal war es irgendwie anders. Obwohl ich weit in meine Erinnerungen zurückgekommen bin, konnte ich doch nicht richtig abschalten. Ich habe Geräusche von außerhalb mitbekommen (Autos etc.) und meine Gedanken sind zwischendurch mal abgeschweift. Die Sitzung hat auch gar nicht so lange gedauert wie beim ersten Mal. Der Weg „zurück“ war irgendwie „verschwommen“, also nicht so klar strukturiert wie beim ersten Mal. Deutlich erinnern kann ich mich daran, dass zum Ende der Sitzung mein Kopf angefangen hat zu schmerzen. Es war ein „Kribbeln“, das ich über den ganzen Kopf gespürt habe, bis es sich in zwei Punkten am seitlichen Kopf fokussiert hat. Iris hat auch gesagt, dass ich mir dort hingefasst habe. Das war es dann auch.
Kurz danach bin ich operiert worden, was mir eigentlich nichts ausgemacht hat. Beim Aufwachen aus der Narkose war sogar noch die Fusionsnadel in meinem Arm. Das hat mich aber nicht gestört.
Jan-Patrick (17), Kirchhain, Jan ’08