Totgeburt
Nach einer Fehlgeburt in der 16. Schwangerschaftswoche, die uns völlig unerwartet traf, für die mir die Ärzte auch im Nachhinein keine Erklärung liefern konnten, ging es mir psychisch sehr schlecht. Abends konnte ich nicht mehr einschlafen. Hatte ich mich dann schließlich in den Schlaf geweint, wachte ich mehrmals pro Nacht auf und konnte auch dann nur schwer wieder einschlafen. Mit jemandem über das Erlebte zu sprechen, war nur bedingt möglich, da ich sofort in Tränen ausbrach.
Mir wurde klar, dass ich Hilfe bei der Verarbeitung dieser persönlichen Katastrophe brauchen würde. Diese fand ich glücklicherweise sehr schnell in Form einer „Traumabegleitung“ durch Iris Dickhöfer.
Nach der ersten Sitzung, in der ich das ganze Ereignis noch einmal durchlitt, empfand ich bereits eine deutliche Erleichterung und konnte tatsächlich wieder ein- und durchschlafen. Nach der zweiten Sitzung, in der ich immer wieder den Moment der Schreckensnachricht durchlebte, war es mir möglich, mit Freunden und Familienmitgliedern über das Erlebte zu sprechen, ohne in Tränen auszubrechen. Der Schmerz und die Trauer waren noch da, aber sie dominierten nicht mehr mein gesamtes Gefühlsleben. In einer weiteren Sitzung erlebte ich die Geburt unseres toten Kindes wieder.
Eltern wissen, dass es keinen schlimmeren Verlust gibt als den des eigenen Kindes, egal welchen Alters. Immer wieder wurde ich in diesen Schmerz hineingeführt und hindurch begleitet – bis in all dem Schmerz und Leid ein kleines Wunder geschah.
Bis dahin hatte ich unser Kind nur als tragischen Trauerfall und Anlass für Schmerz und Wehklagen erlebt. Als ich aber den Barfußpfad durch die Hölle hinter mir hatte, erwartete mich auf der anderen Seite unser Kind, das ich endlich in Liebe und Dankbarkeit für die kurze Zeit, die uns gegeben war, annehmen konnte, und dem ich in diesem Moment im Grunde zum ersten Mal wirklich begegnete.
Ich weiß nicht, ob ich ohne die (wenigen) Sitzungen bei Iris Dickhöfer jemals zu diesem Punkt gekommen wäre – das Wiedererleben hat die schmerzhaften Gefühle neutralisiert und Platz für Liebe, Frieden und Dankbarkeit geschaffen. Ich werde diese traumatische Erfahrung niemals vergessen, aber ich kann sie (und unser Kind) nun in mein Leben integrieren, ohne daran zu zerbrechen.
Diesen Bericht habe ich geschrieben, um möglichst vielen Menschen Mut zu machen, sich der Trauer, der Angst und dem Schmerz zu stellen. Man erlebt nichts, was man nicht ohnehin schon einmal durchgemacht (und überlebt) hat. Die heilende Wirkung des Wiedererlebens wiegt die Anstrengung der Sitzungen um ein Vielfaches auf – und jenseits des Schmerzes wartet etwas Gutes darauf, entdeckt zu werden.